Montag, 29. Oktober 2012

Wer oder was veränderte die Welt?



Wer oder was veränderte die Welt?
Von Heerke Hummel
(Erschienen in: „Das Blättchen“, Nr. 22/ 2012)
Nach John Reed waren es wohl vor allem zehn Tage, die vor nunmehr 95 Jahren die Welt erschütterten.  Dieser Aussage des amerikanischen Journalisten und Arbeiterführers, der die Oktoberrevolution in Russland (Beginn 7. November nach dem derzeit gültigen Gregorianischen Kalender) hautnah miterlebte und auch Lenin kennenlernte, ist auch heute, in Kenntnis des dann folgenden Verlaufs der Weltgeschichte, nicht zu widersprechen. Aber was würde ihm und den führenden Akteuren der großen Welterschütterung alles durch den Kopf gehen, könnten sie aus dem Grabe steigen und erfahren, was aus ihrem damaligen Werk von „zehn Tagen“ geworden ist?

Montag, 22. Oktober 2012

Die Finanzkrise und die Moral


Von Heerke Hummel

(Erschienen in: „Das Blättchen“, Sonderausgabe 3/2012)

Aus einem sehr ungewöhnlichen Blickwinkel betrachtet David Graeber die Finanzkrise in seinem Buch „Schulden. Die ersten 5000 Jahre“.[i] Der Anthropologe blickt weit in die Geschichte zurück, um zu ergründen, was es mit der Schuld, dem und den Schulden, mit Kredit, Geld und Kapital sowie mit dem Verhältnis von Staat und Markt auf sich hat. Ins Gericht geht er mit Ökonomen, die alle menschlichen Beziehungen vorrangig auf Tausch und Tauschhandel reduzieren. Mit Erkenntnissen der Anthropologie erläutert er „eine Sicht der moralischen Basis des Wirtschaftslebens“ und zeigt, wie das Tauschprinzip weitgehend als eine Folge von Gewalt entstanden ist und dass „die wahren Ursprünge des Geldes bei Verbrechen und Vergeltung zu finden sind, bei Krieg und Sklaverei, Ehre, Schuld und Sühne“.

Montag, 1. Oktober 2012

Politik in den Fesseln der Zeit



Politik in den Fesseln der Zeit
Von Heerke Hummel
(Erschienen in: „Das Blättchen“, Nr. 20/2012)
Hätte die Geschichte auch anders verlaufen können? Diese Frage stellen vor allem wir Deutschen – und zum Tag der Deutschen Einheit besonders gern. Einen bemerkenswerten Beitrag dazu schrieb Evelyn Finger fast vor Jahresfrist in der „Zeit“. Sie beklagte darin den Umgang mit Alternativen – ehemals zum DDR-Sozialismus und heute zum derzeitigen Kapitalismus – und stellte fest, die Alternative sei eine mühsame Arbeit gewesen, über die alle diskutierten, aber die am Ende keiner machen wollte; auch heute. Warum? Diese sich dem Leser am Schluss stellende Frage ist offen geblieben. Vielleicht ist uns bei ihrer Beantwortung Karl Liebknecht mit seiner Schrift „Studien über die Bewegungsgesetze der gesellschaftlichen Entwicklung“ hilfreich.