Dienstag, 20. März 2012

Aufklärung, Warnung, Mahnung


Aufklärung, Warnung, Mahnung
 Von Heerke Hummel
(Erschienen in: "Das Blättchen", 6/2012)

Vor einem Scheideweg stehen Deutschland, Europa und die Weltgemeinschaft der Völker. So etwa sieht die heutige Situation Heiner Flassbeck in seinem Buch „Die Marktwirtschaft des 21. Jahrhunderts“[i], mit dem er für ein ökonomisches Umdenken und Überwinden der herrschenden Ideologie des Neoliberalismus kämpft, weil der soziale Friede in Gestalt der Demokratie in höchstem Maße gefährdet ist. Das ideologische Trommelfeuer einer übergroßen Mehrheit der Ökonomen habe in den letzten vier Jahrzehnten ein falsches, eben neoliberales „Weltbild“ zur Herrschaft in der Volkswirtschaftslehre gebracht. Und die Versuche, darüber aufzuklären, dürften nicht aufgegeben werden – auch wenn, bzw. gerade weil die auf ihre Exportüberschüsse so stolzen deutschen Politiker und Unternehmer das System nicht verstanden haben und sich damit abfinden werden müssen, ihre Marktanteile wieder zu verringern, wenn der Euro aus der Krise gebracht werden soll. (S.15)

Mittwoch, 7. März 2012

Gauck versus Wulff?

von Heerke Hummel
(Erschienen in: "Das Blättchen", 5/2012)

Im September 2011 äußerte ich die Meinung, der damalige Bundespräsident habe sich „in Sachen Euro-Krise weit aus dem Fenster gelehnt. Wahrscheinlich zu weit! Seine scharfe Kritik am massiven Aufkauf von Anleihen einzelner Staaten durch die Europäische Zentralbank könnte sich schon bald als kurzsichtig und realitätsfremd erweisen, wenn sich die Europäische Zentralbank vielleicht zu noch viel drastischeren Maßnahmen im Interesse der Euro-Rettung gezwungen sehen sollte, auch wenn sie damit die ihr zugestandenen Kompetenzen weitaus stärker übertreten müsste. Zwar studierte Wulff einst Rechtswissenschaft mit Schwerpunkt Wirtschaftsrecht, doch was er in Lindau am Bodensee kürzlich ausgerechnet zur Eröffnung des vierten Treffens der Wirtschafts-Nobelpreisträger als seine persönliche Meinung zum Besten gab, zeugte von nichts weniger als von Kompetenz.“ (vergleiche Das Blättchen, 19/2011) Dazu kann ich auch heute noch stehen, denn inzwischen warf die Europäische Zentralbank dem Bankensektor über eine Billion Euro (im Dezember 490 Milliardenund nun im März noch einmal 530 Milliarden für ein Prozent Zinsen) zur äußerst profitablen und sicheren Verwertung durch wesentlich höhere Zinsnahme bei Weitergabe des Geldes in den Rachen. Die Inkompetenz des Mannes resultiert(e) nicht nur aus der Ohnmacht des präsidialen Amtes, sondern gleichermaßen aus seinem Unvermögen, die in der Entwicklung des ökonomischen Systems dieser Gesellschaft liegenden Ursachen der Krise zu überblicken. Daher wurden alle Probleme banalisierend auf Gier, Moralverfall und Mangel an Solidarität reduziert. Bestätigt sehe ich mich durch den Gang der Dinge nun auch in einem ganz anderen Sinne. Denn nur drei Monate später kam der Bundespräsident tatsächlich aus dem Gleichgewicht. Immerhin so lange brauchten seine Gegner, um Peanuts in seiner vorpräsidialen Vergangenheit zu finden und ihm an den Hals zu hängen. Inzwischen haben sie ihn damit tatsächlich zu Sturze gebracht.