Sonntag, 15. Mai 2011

Chinas Macht

(Erschienen in: "Das Blättchen"-Forum, 12.Mai 2011)
Griechenland stehe mehr denn je kurz vor dem Absturz, und das sorge bei manchem – wie der Drahtseilakt im Zirkus - für Nervenkitzel,  hieß es in der jüngsten ARD-Sendung Plusminus (10.5.11). Ein Wunder wie im Zirkus scheint auch die Tatsache zu sein, dass dennoch der Euro sich auf einem Höhenflug befindet. Plusminus stellt klar: Es sei nicht besonders kluge Politik, die den Euro trotz Griechenland-Krise stark hält, es seien die anderswo schwelenden Krisen, etwa in den USA oder Japan. Dem ist nicht zu widersprechen.
Doch wenn man bei Plusminus mit Berufung auf den Fondsmanager Prof. Max Otte meint, auch die chinesische Wirtschaft könne, da sie auf Export ausgerichtet sei, nur so lange boomen, wie der Rest der Welt fleißig chinesische Produkte kauft, so dürfte ein Fehlschluss vorliegen, der typisch ist für kurzsichtiges, gewinnorientiertes betriebswirtschaftliches Denken. (Otte ist laut Wikipedia Professor für allgemeine und internationale Betriebswirtschaftsprobleme an der Fachhochschule Worms und Leiter des von ihm gegründeten Instituts für Vermögensentwicklung GmbH in Köln sowie unabhängiger Fondsmanager.) Die chinesische Führung vermag dank ihrer kommunistischen Ideologie nicht nur, in erster Linie volkswirtschaftlich zu denken, sondern ist mit ihrer Zentralmacht auch in der Lage, volkswirtschaftliches Denken zielgerichtet umzusetzen, ohne auf die widerstreitenden Ansichten einer Vielzahl privater, von grenzenlosem Profitstreben getriebener  Interessengruppen und deren Lobby im Parlament Rücksicht nehmen zu müssen. Sie kann ein Optimum für die Gesamtheit anstreben, braucht sich nicht mit dem Mittelmaß des kleinsten gemeinsamen Nenners für das Interesse aller Einzelnen im Ergebnis von Kompromissen zu begnügen. Mit einem Binnenmarkt von weit über einer Milliarde Menschen sind die Chinesen durchaus nicht auf die übrige Welt angewiesen, um rationell, mit optimalen Losgrößen produzieren zu können. Im Falle von Einbrüchen in der Weltwirtschaft, wie Otte sie befürchtet, könnten die Chinesen besser und schneller als alle anderen ihre Wirtschaft auf die veränderten Bedingen einstellen. Denn das Ziel der Pekinger Wirtschaftspolitik dürfte – ungeachtet aller im Reich der Mitte gegebenen unternehmerischen Freiheiten – immer noch darin bestehen, die chinesische Volkswirtschaft als materielle Lebensgrundlage der Nation optimal zu gestalten. Das ist etwas ganz anderes als das ohnmächtige, kurzsichtige und kurzfristige Regierungsbemühen in Amerika, Europa und sonst wo in der Welt, Konzernen und Banken den Weg für die bestmögliche Verwertung „privaten Kapitals“ im Kampf aller gegen alle im Weltmaßstab zu ebnen, sei dies auch ein noch so illusorisches Unterfangen.

Montag, 2. Mai 2011

Grenzen der Vernunft


Von Heerke Hummel
(Erschienen in: „Das Blättchen“, Nummer 9 | 2. Mai 2011)

Die G20-Staaten wollen den weltwirtschaftlichen Ungleichgewichten als Gefahrenpotential internationaler Krisen begegnen. Doch Konkurrenzkampf und Gier nach grenzenlosem Reichtum stehen einer Einigung im Wege.