Dienstag, 18. Juli 2017

Grüner Kapitalismus?



Von Heerke Hummel
(Erschienen in: „Das Blättchen, Nr. 15/2017 - http://das-blaettchen.de/2017/07/gruener-kapitalismus-40661.html)
Das Buch „Auf dem Weg zum grünen Kapitalismus?“[i] von Hendrik Sander ist die gedruckte Version einer an der Universität Kassel verteidigten Dissertation. Entsprechend theoretisch anspruchsvoll ist sein Inhalt. Ausgangspunkt der Analyse ist die 2007/08 ausgebrochene Krise der Weltwirtschaft, die sich, so der Autor, zu einer multiplen Krise der Weltgesellschaft zugespitzt hat. Dabei interessieren ihn besonders die Entwürfe eines Green New Deal  mit ihren Vorschlägen für eine forcierte ökologische Modernisierung von Wirtschaft und Gesellschaft im Interesse der Gestaltung einer neuen, zukunftsfähigen Gesellschaftsform. Ein solcher grüner Kapitalismus könnte zwar, schreibt Sander, die Ursachen der kapitalistischen Krisenprozesse nicht lösen, aber der Bearbeitung der gesellschaftlichen Widersprüche eine relativ stabile Bewegungsform geben. Und um die Bedeutung eines solchen Szenarios einschätzen zu können, sei es notwendig, das Verhältnis von Gesellschaft und Natur auf einer theoretischen Ebene zu bestimmen. Dies ist Gegenstand des ganzen ersten Kapitels. Dabei geht der Autor der Frage nach, ob sich in den Auseinandersetzungen um die Überwindung der multiplen Krise gesellschaftliche Veränderungen vollziehen beziehungsweise Strategien vorangetrieben werden, die auf eine tiefgreifende ökologische Modernisierung der kapitalistischen Gesellschaft zielen, und ob sich dadurch ein grüner Kapitalismus als neue historische Formation durchsetzen könnte.