Chinesische
Denkanstöße
Von Heerke Hummel
(Erschienen in: „Das Blättchen“, Nr. 8/2012)
Die
Mitteilung, die Chefs der BRICS-Staaten hätten auf Ihrem Treffen Ende März in
Neu-Delhi die Gründung einer gemeinsamen Entwicklungsbank als Gegenpol zur
Weltbank ins Auge gefasst, erregte nur sehr kurze Zeit die Aufmerksamkeit der
hiesigen Öffentlichkeit. Dann ließ man sich von Kommentaren beruhigen, welche
die Bedeutung dieses Beschlusses mit der Bemerkung herunterspielten, er sei die
bisher einzige kreative Idee dieser gerade mal drei Jahre kooperierenden
Staatengruppierung gewesen. Beruhigen mochte in heutiger, schnelllebiger Zeit auch der Hinweis, dass die
betreffenden Finanzminister den Vorstoß zu prüfen und sich beim nächsten Gipfel
dazu zu äußern haben, man von einem solchen Finanzinstitut also noch weit
entfernt sei. Außerdem glaubte man feststellen zu können, dass es sich bei Brasilien, Russland, Indien, China und Südafrika um Länder mit konkurrierenden
politischen Systemen und entgegengesetzten geostrategischen Interessen handelt,
ohne historischen Zusammenhalt. BRICS ein Chaosklub statt ernstzunehmende
Alternative zur westlichen Globalisierungsstrategie? Diese Frage aus dem ARD-Hörfunkstudio Südasien konnte auch
Hoffnungen derjenigen ausdrücken, die den Bestrebungen der bisher Benachteiligten
dieser Welt mit Argwohn begegnen.