Freitag, 25. April 2014

Jetzt reden sie




Von Heerke Hummel
(Erschienen in: „Das Blättchen“ – www.das-blaettchen.de -, Nr.9/2014)

 „… na endlich“, möchte man hinzufügen, „nach einem Vierteljahrhundert!“ Sie, das sind Generaldirektoren von Industriekombinaten und andere hochrangige Wirtschaftsfunktionäre  der DDR. Auf einer Tagung mit dem Titel „Krise und Utopie. Was heute aus der DDR-Planwirtschaft gelernt werden kann“ referierten sie im September 2012 über ihre Arbeits- und Lebenserfahrungen. Ihrer historischen Bedeutung wegen – denn es geht darum, sowohl feindselige als auch ostalgische Bilder von der Wirtschaft des ostdeutschen Staates zu korrigieren – wurden die Beiträge in einem Buch[i] zusammengestellt und so der Nachwelt, zur Information aus erster Hand, erhalten.  
Im „Anhang“ kommt die Kulturwissenschaftlerin Isolde Dietrich auf die Frage „Woher rührt das Schweigen der ostdeutschen Industriekader?“ zu sprechen. Nach Erwägung einer Vielzahl möglicher Antworten sowie Betrachtung zahlreicher Schicksale ist sie zu dem Schluss gekommen, „dass die industrielle Elite der DDR – anders als die politische und militärische – vielfach wirklich keine Zeit hatte, sich ans Aufschreiben des eigenen Lebens zu setzen.“ Denn die allermeisten Industriekader haben, der Autorin zufolge, erfolgreiche Nachwende-Karrieren gestartet. Über die Hälfte von ihnen, ist zu erfahren, hatte zehn Jahre nach der Wende immer noch oder wieder eine Führungsposition mit hoher Verantwortung inne, „wo hohe Professionalität und Pragmatismus, oft auch ihr spezielles Sozialkapital gefragt waren.“

Dienstag, 22. April 2014

Harts 5 in Sicht



Von Heerke Hummel
(Erschienen in: „Das Blättchen“ – www.das-blaettchen.de , Nr. 8/2014)

Wer von Hartz 4 die Nase voll hat, der sollte Harts 5 im Auge haben. Doch keine Bange, denn die Rede ist hier nicht von einer neuen Erfindung des unseligen „Arbeitsmaktreformers“ Peter Hartz! Schöpfer von Harts 5 ist der Filmemacher Julian Tyrasa. Mit seiner Komödie[i] lässt er uns lachen – nicht auf Kosten der durch Herrn Hartz verelendeten „kleinen Leute“, sondern zu Lasten eines Immobilienhais, der sie im Berliner Bezirk Prenzlauer Berg nun auch noch um ihr soziales Betätigungsfeld in der „Räuberbande“, wie sich eine dort gelegene Kita nennt, bringen will. Dennoch kann einem sogar auch dieser Mann manchmal irgendwie leidtun, weil er in einem System und in dessen Ideologie gefesselt ist, das nicht er, sondern das ihn geschaffen hat.