Montag, 14. August 2017

Ist China sozialistisch?



Von Heerke Hummel
(,Erschienen in: „Das Blättchen“, Nr. 17/2017 (http://das-blaettchen.de/2017/08/ist-china-sozialistisch-40933.html)
Es soll hier das Buch eines hundertjährigen Kommunisten[i] besprochen werden, der die Kämpfe des 20. Jahrhunderts nicht nur als Zeitzeuge erlebte, sondern sich als Mitglied der KPD-Opposition auch an ihnen beteiligte und dennoch seinen Optimismus, seine Hoffnung auf eine bessere Welt nicht verlor. Mitte Juni dieses Jahres ist Theodor Bergmann im Alter von 101 Jahren verstorben, wenige Monate nach Erscheinen seines nun letzten Werks. Der chinesische Weg gehörte zu den ihn über Jahrzehnte am meisten interessierenden Fragen der Zeitgeschichte. Unter dem Einfluss von August Thalheimer und Heinrich Brandler hatte T. Bergmann sich schon früh nicht nur gegen den aufsteigenden Faschismus engagiert, sondern auch gegen die stalinistische Entwicklung in der Sowjetunion und später gegen die Diktatur Mao Zedongs und dessen „Kulturrevolution“. Umso mehr begrüßte er nach dessen Tod die unter Deng Xiaoping eingeleiteten Reformen hin zu „einer unverwechselbaren chinesischen Strategie“ auf dem Weg zum Sozialismus. Vierzehn mal fuhr er nach China, meist für mehrere Wochen, besuchte Dörfer, Fabriken Schulen, Universitäten und Forschungsinstitute, um die Entwicklung im volkreichsten Land der Erde zu verstehen und nun mit seinem Buch den zweifelnden Sozialisten und Kommunisten verständlich zu machen – ohne allerdings diesen chinesischen Weg als „Modell für die Sozialisten der Industrieländer“ empfehlen zu wollen.