Freitag, 8. Oktober 2010

Null-Zins ist sinnvoll

Kommentar, „Handelsblatt“-Online, 8, 10. 2010

Die Kritiker der Notenbanken übersehen, dass das Geld seit der Aufhebung des Goldstandards (1971) nicht mehr private Sache (Edelmetall) ist bzw. diese vertritt, sondern eine öffentliche, also politische Angelegenheit.


Allerdings darf sich Geldpolitik auch nicht darin erschöpfen, Geld in Umlauf zu bringen. Sie muss auch seinen Kreislauf dirigieren, indem sie das Geld dort, wo es sich staut, abzieht; beispielsweise durch Wegsteuerung. Denn Geld ist nicht mehr sachlicher Reichtum, sondern drückt seinem Wesen nach nur einen ganz allgemeinen, nicht nur auf das Gold bezogenen Anspruch auf Reichtum infolge einer gegebenen Leistung aus. Und seine Funktion ist es, den Fluss der Güter und Leistungen vom Erzeuger zum Verbraucher zu vermitteln. Seine Aufgabe ist es nicht, sich aus sich selbst heraus durch Zins zu vermehren. Kreditvergabe ist keine „produktive“ Leistung, die es zu honorieren gilt, sondern ein finanzpolitisches Instrument zum Ausgleich vorübergehender Ungleichgewichte zwischen Nachfrage und Angebot auf dem Markt der Güter und Leistungen. Niedrigzinsen sind daher nicht der Weg ins Wirtschaftschaos, sondern ein Schritt hin zu einer Geld- und Finanzpolitik, die überhaupt auf Zinsnahme verzichtet und so den chronischen Widerspruch zwischen Produktion und Verbrauch als Folge von Ausbeutung auf der Grundlage von Kapitaleigentum beseitigt. Seit 1971 ist eine solche Konsequenz auch aus ganz praktischer geldpolitischer Sicht überfällig. Das „Krisenmanagement“ der Notenbanken, obwohl nach der Methode „Versuch und Irrtum“ kreiert, mag das belegen.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen