Mittwoch, 6. Oktober 2010

Europa als Weltpolizist?

Kommentar im "Handelsblatt" zu einem Beitrag von Wolfgang Ischinger, Leiter der Münchener Sicherheitskonferenz

Weltpolizist Europa?
Für wen, Herr Ischinger, in wessen Diensten und wem gegenüber sollte Europa den Polizisten spielen? Soll es sich auf den gescheiterten Weg der USA begeben und ebenfalls dem eigenen Niedergang entgegen gehen? Oder sollte es


nicht besser begreifen, dass sich die Zeit des heutigen Finanz-Kolonialismus ihrem Ende zuneigt und eine solidarische Neuordnung der Welt in Politik, Wirtschaft und Finanzwesen ansteht? Darauf sollten alle Anstrengungen konzentriert werden! Will Europa seine Zukunft retten, so muss es wissenschaftlich-technisch stark und, was nicht weniger wichtig ist, ethisch-sittlich beispielgebend sein. Gewaltanwendung war in den internationalen Beziehungen erfolgversprechend bis zum Beginn der Industrialisierung im 19. Jahrhundert. Im 20. Jahrhundert mit seinen wissenschaftlich-technischen Möglichkeiten erreichte sie ihre selbstzerstörerischen Grenzen. Das 21. Jahrhundert mit seiner globalen Vernetzung aller Lebensbereiche der Weltgesellschaft gebietet, an die Stelle des Gegeneinanders ein gleichberechtigtes Miteinander der Völker und Staaten zu setzen. Das Schicksal der USA sollte für Europa nicht Ansporn, sondern Warnung sein.

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