„Die Griechen“ sollen nicht streiken und demonstrieren, heißt es, sondern gefälligst arbeiten und ihre Schulden begleichen. Das würden sie wohl gerne tun, wenn man sie denn arbeiten ließe. Und wer ist „man“? Die internationale Finanzwelt und alle, die mit ihr glauben, Geld müsse sich vermehren – vor allem wenn es verliehen, mit ihm „gearbeitet“ wird. Ohne dass sich dabei Geld vermehrt, darf nicht gearbeitet werden. Darum dürfen Millionen Griechen – wie die Arbeitslosen hierzulande und überall in der Welt – nicht arbeiten.
Freitag, 22. Oktober 2010
Irrtümer der Deutschen
(Erschienen in: "Deutschland Archiv", Zeitschrift für das vereinigte Deutschland, Heft 3/2010)
Genau 40 Jahre lang war Deutschland im vorigen Jahrhundert geteilt, nun ist es schon wieder 20 Jahre lang vereint – wenigstens staatlich. Und die Deutschen? Wie gingen sie mit ihrer Situation um? Sie lebten, nachdem sie mehrheitlich gerade aus der großen Illusion eines nationalen Sozialismus erwacht waren, mit neuen, wenn auch unterschiedlichen, falschen Vorstellungen von sich und der Welt weiter - bis heute.
Bewusstseinskrise
(Erschienen in: Das Blättchen, Nr. 12/2010)
Eine Krise jagt die andere durch die Medien. Der Bankenkrise folgte die Schuldenfalle der Staaten und dieser der Absturz des Euros. Welche Krise wird als nächste Schlagzeilen machen? Irgendwann sicherlich die Bewusstseinskrise der Gesellschaft. Denn in der stecken wir schon lange. Da streiten sich Amerikaner und Europäer über die geeigneten Maßnahmen zur Stabilisierung des internationalen Finanzsystems, in Kürze wieder auf dem G20-Gipfel in Toronto (immerhin bemüht man sich ja wenigstens schon um gemeinsame finanzpolitische Lösungen!). Die Ursache des Streits: Die gegensätzlichen partikularen Interessen von Akteuren im Weltwirtschafts- und Weltfinanzsystem, die weder willens noch in der Lage sind, sich selbst als Teil dieser einen, widerspruchsvollen Welt zu verstehen und alle anderen nicht als Gegner, sondern als Partner. Das würde nämlich bedeuten, die Interessen der Weltgemeinschaft als ganze auch als die eigenen wesentlichen Interessen anzusehen, zu vertreten und gezielt durchzusetzen, anstatt dies dem Kampf auf dem Markt der Waren, des Geldes und der Finanzpapiere, also dem Kapital zu überlassen.
Was aus uns geworden ist
(Erschienen in: "Das Blättchen", Nr. 13/2010)
Als vor 65 Jahren Deutschland in Trümmern lag, waren wir im wahrsten Sinn des Wortes abgebrannt – materiell, auch seelisch. Das war die Folge falschen Glaubens der Deutschen, jedenfalls der meisten. „Nie wieder …!“, hieß es nun. Aber wie, wohin denn weiter? Zurück zum Vorgestern oder vorwärts ins Morgen? Beides wurde versucht, dieses von denen im Osten, jenes von denen im Westen. Angekommen sind wir alle gemeinsam im Heute. Die einen wollten die Gesellschaft verändern, die anderen nicht. Und was ist nun? Sie änderte sich von selbst und ganz anders als erwartet, ohne dass dies so recht gegriffen wird.
Freiheit?
(Erschienen in: Das Blättchen, Nr. 14/2010 - www.das-blaettchen.de -)
Seitdem das Bundesarbeitsgericht (BAG) am 23. Juni mit einem Urteilsspruch die bisher bestehende Tarifeinheit aufgehoben hat, wonach in einem Betrieb entsprechend dem Prinzip „Ein Betrieb – eine Gewerkschaft“ nur e i n mit der Gewerkschaft ausgehandelter Tarif gültig sein kann, wird nun, wie Kommentatoren meinen, der Fall eintreten können, dass in ein und demselben Betrieb ein Mitglied, sagen wir, einer DGB-Gewerkschaft beispielsweise 7,60 Euro pro Stunde erhält, während sich ein Mitglied zum Beispiel einer christlichen Gewerkschaft mit vielleicht 7,40 Euro zufrieden geben muss. Und der Arbeitsbeginn des Ersteren könnte möglicherweise auf 8.00 Uhr festgelegt sein, der des Letzteren auf 7.30 Uhr. Ein wesentlicher Grund solcher Wende in der Rechtsprechung: „Man hat letztendlich sich dazu entschlossen, dass die Koalitionsfreiheit an dieser Stelle der entscheidende Maßstab ist und dass man durchaus eine Konkurrenz zwischen den verschiedenen Gewerkschaften auch im Betrieb haben kann“, vermutet man in IG Metall-Vorstandskreisen.
Revolution - der Abgrund?
(Erschienen in: "Das Blättchen", Nr. 16/2010 - www.das-blaettchen.de)
In den Abgrund will Peer Steinbrück nach eigener Aussage (ARD, 4. August 2010) als Finanzminister der großen Koalition im Herbst 2008 nach Ausbruch der Finanzkrise geblickt haben. Angst für sich persönlich habe er nicht gehabt, als er mit der Bundeskanzlerin vor die Fernsehkamera trat, um das Wahlvolk mit dem Versprechen zu beruhigen, die Regierung werde die Sicherheit seiner Ersparnisse garantieren. Doch Bilder der Geschichte, wie Menschenmassen die Kassen der Banken leerfegten, um ihr Geld zu retten, seien ein Blick in den Abgrund gewesen. Nicht weniger auch der Gedanke an Tumulte, brennende Autos und Häuser, eben Geschehnisse wie dieses Jahr in Griechenland.Macht und Ohnmacht eines Krisenmanagers, wie es im Untertitel des ARD-Films hieß ?
Kommunismus am Mittelmeer?
Nicht nur im Geld- und Finanzsystem gibt sich diese Gesellschaft falschen Vorstellungen hin. Auch bei einer Kreuzfahrt im Mittelmeer werden Menschen mit Illusionen abgespeist.
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