Werder an der Havel ist vor allem seines
alljährlichen Blütenfestes wegen bekannt und ein beliebtes Ausflugs- und
Reiseziel zehntausender Gäste. Doch auch wenn die Natur dem Winterschlaf
entgegen geht hat das Inselstädtchen in der Mittelmark seinen besonderen Reiz.
Nebelschwaden über dem Wasser, gelbbraunes Schilf an den Ufern des Flusses
lassen den Wanderer die Stille schauen, die Gedanken schweifen, vielleicht auch
noch einmal zurück zu dem eben im Hotel am Markt Gesehenen.
Donnerstag, 13. November 2014
Donnerstag, 25. September 2014
Wiedererwachen der Vernunft?
Von
Heerke Hummel
Was sich in den letzten Jahrzehnten im
Weltfinanzsystem tat, war der helle Wahnsinn. Dem lag das ökonomische
Theoriegebäude des Neoliberalismus zu Grunde, wesentlich geprägt durch immer
neue Gleichgewichts- und Wachstumsmodelle, dekoriert sogar mit Nobelpreisen.
Der Ausbruch der Finanzkrise 2008 versetzte die Zunft der Ökonomen in
Schockstarre. Dann kamen Buchveröffentlichungen mit heftigen Anklagen gegen die
Theoretiker und ihr Gefolge in der Praxis des Finanzwesens auf den Markt.
Archäologen bemühten sich um Erklärungen für die Ursachen mit Rückblicken auf
das uralte Problem der Schulden. Nun hat sich der Engländer Felix Martin mit
einem theoriegeschichtlichen Rückblick[i],
wenn man das so nennen kann, zu Wort gemeldet, um festzustellen, dass die heute
allgemein verbreitete und auf den britischen Ökonomen Adam Smith sowie den
Philosophen John Locke zurückgehende Vorstellung vom Geld als einer Sache und
Ware dem historischen Prozess seiner Entstehung und Entwicklung nicht gerecht
wird. Dies wurde schon desöfteren Karl Marx in Bezug auf seine Darstellung der
Entwicklung der Wertformen bis zur Geldform des Warenwertes vorgeworfen. Dazu
sei hier nur kurz bemerkt, dass neuere archäologische Erkenntnisse, zum
Beispiel aus dem alten Babylon und dessen Herausbildung einer Schrift und
ökonomischen Buchhaltung, worauf sich F. Martin wesentlich stützt, Marx nicht
zur Verfügung standen. Außerdem tut es dessen Darstellung gar keinen Abbruch,
denn diese vermittelt uns die Logik eines Prozesses, der sich offenbar über
Jahrtausende im ökonomischen Bewusstsein der Menschen vollzog und den der Mann aus Trier bewusst mit dem
Ziel analysierte, die Gesetzmäßigkeiten der kapitalistischen Warenproduktion
aufzudecken. Dem Briten geht es nur um das Verständnis vom Wesen des Geldes.
Dienstag, 27. Mai 2014
Botschaft aus Mainz
Von Heerke Hummel
(Erschienen
in: „Das Blättchen“, Nr. 11/2014 - http://das-blaettchen.de/2014/05/botschaft-aus-mainz-29056.html)
In allen
Teilen der Gesellschaft gärt es infolge einer tiefen Unzufriedenheit mit der
weltweiten neoliberalen Politik und Ökonomie; auch in christlichen Kreisen. Von
dort geht seit kurzem eine „Mainzer Botschaft der Ökumenischen Versammlung 2014“
aus. Ihr Thema: „Die Zukunft, die wir meinen – Leben statt Zerstörung“.
Freitag, 25. April 2014
Jetzt reden sie
Von
Heerke Hummel
(Erschienen in: „Das Blättchen“ – www.das-blaettchen.de -, Nr.9/2014)
„… na endlich“, möchte man hinzufügen, „nach einem
Vierteljahrhundert!“ Sie, das sind Generaldirektoren von Industriekombinaten
und andere hochrangige Wirtschaftsfunktionäre
der DDR. Auf einer Tagung mit dem Titel „Krise und Utopie. Was heute aus
der DDR-Planwirtschaft gelernt werden kann“ referierten sie im September 2012
über ihre Arbeits- und Lebenserfahrungen. Ihrer historischen Bedeutung wegen –
denn es geht darum, sowohl feindselige als auch ostalgische Bilder von der
Wirtschaft des ostdeutschen Staates zu korrigieren – wurden die Beiträge in
einem Buch[i]
zusammengestellt und so der Nachwelt, zur Information aus erster Hand,
erhalten.
Im „Anhang“ kommt die Kulturwissenschaftlerin Isolde
Dietrich auf die Frage „Woher rührt das Schweigen der ostdeutschen
Industriekader?“ zu sprechen. Nach Erwägung einer Vielzahl möglicher Antworten
sowie Betrachtung zahlreicher Schicksale ist sie zu dem Schluss gekommen, „dass
die industrielle Elite der DDR – anders als die politische und militärische –
vielfach wirklich keine Zeit hatte, sich ans Aufschreiben des eigenen Lebens zu
setzen.“ Denn die allermeisten Industriekader haben, der Autorin zufolge,
erfolgreiche Nachwende-Karrieren gestartet. Über die Hälfte von ihnen, ist zu
erfahren, hatte zehn Jahre nach der Wende immer noch oder wieder eine
Führungsposition mit hoher Verantwortung inne, „wo hohe Professionalität und
Pragmatismus, oft auch ihr spezielles Sozialkapital gefragt waren.“
Dienstag, 22. April 2014
Harts 5 in Sicht
Von
Heerke Hummel
(Erschienen in: „Das Blättchen“ – www.das-blaettchen.de , Nr. 8/2014)
Wer von Hartz 4 die Nase voll hat, der sollte Harts
5 im Auge haben. Doch keine Bange, denn die Rede ist hier nicht von einer neuen
Erfindung des unseligen „Arbeitsmaktreformers“ Peter Hartz! Schöpfer von Harts
5 ist der Filmemacher Julian Tyrasa. Mit seiner Komödie[i]
lässt er uns lachen – nicht auf Kosten der durch Herrn Hartz verelendeten
„kleinen Leute“, sondern zu Lasten eines Immobilienhais, der sie im Berliner
Bezirk Prenzlauer Berg nun auch noch um ihr soziales Betätigungsfeld in der
„Räuberbande“, wie sich eine dort gelegene Kita nennt, bringen will. Dennoch
kann einem sogar auch dieser Mann manchmal irgendwie leidtun, weil er in einem
System und in dessen Ideologie gefesselt ist, das nicht er, sondern das ihn
geschaffen hat.
Dienstag, 11. März 2014
Nichts ist Nichts, auch nicht das Geld. Anmerkungen zu Ulrich Buschs Verständnis vom Geld
von Heerke Hummel
Im Blättchen, Ausgabe 2/2014, hat Ulrich Busch über das Geld in der heutigen Gesellschaft geschrieben („Geld: NICHTS, geschöpft aus NICHTS“). Um die „Natur“ des Geldes zu beleuchten, beruft er sich auf Karl Marx. Für den sei „Geld ein ‚gesellschaftliches Verhältnis‘, das sich in Form eines ‚Dings‘ kristallisiert, also ein ‚unter dinglicher Hülle verstecktes Verhältnis‘“. Löse man diese Begriffsbestimmung auf, so stellten sich zwei Fragen: die nach dem Charakter der „Verhältnisse“ und die nach der Beschaffenheit des „Dings“, worin sich die Verhältnisse kristallisierten.
Die Antwort auf die erste Frage verweise auf Warenproduktion, Arbeitsteilung und Privateigentum – und damit auf relativ allgemeingültige Aspekte der gesellschaftlichen Produktion. Folglich komme Geld in den unterschiedlichsten Produktionsweisen vor. Die zweite Frage dagegen sei problematisch. Busch: „Marx selbst beantwortete sie mit einem Diktum, wonach Geld von Natur aus ‚Gold und Silber‘ sei und selbst in entwickelter Gestalt, als Kreditgeld, ‚der Natur der Sache nach‘ nie von seiner metallenen Unterlage loskommen kann. Diese Aussage gilt, wie das ganze Marxsche System, selbstredend nicht außerhalb von Zeit und Raum, sondern, wofür sie formuliert wurde, für den klassischen Kapitalismus in Europa und Nordamerika und für die Zeit des Goldstandards.
Mit der Demonetisierung des Goldes aber, welche genau vor 100 Jahren 1914 begann und mit der Aufhebung der Bindung des US-Dollars an das Gold 1971 endete, büßte sie ihre Gültigkeit ein. Der Wert des Geldes hängt seitdem nicht mehr vom Gold ab, und das Gold zählt seitdem nicht mehr als Geld.“
Dem ist im Wesentlichen zuzustimmen. Aber das bedeutet doch zugleich, in Bezug auf Buschs erste Frage, dass wir es mit ganz neuen gesellschaftlichen Verhältnissen zu tun haben, die nicht mehr durch private Warenproduktion und Geld im ursprünglichen, Marxschen Sinne gekennzeichnet sind, sondern durch ein neuartiges, staatlich über die Zentralbank garantiertes Vertrauensverhältnis nur noch so genannter „privater“ Produzenten! Zu dieser Schlussfolgerung ist Busch nicht gekommen. Er fährt vielmehr fort: „Folglich ist das umlaufende bare und unbare Geld auch kein Stellvertreter des Goldes mehr, wie Marx es noch sah und wie es für das 19. Jahrhundert tatsächlich zutraf, sondern selbst Geld. Aber worin besteht jetzt seine Substanz, sein Wert?“
Abgesehen von der eigenartigen Feststellung, Geld sei durch die Aufhebung des Goldstandards selbst Geld geworden; einleitend hatte Busch ja noch nach des Geldes Wesen und Begriff als der „Grundfrage all dieser Vorgänge und komplizierten Verknüpfungen“ im Finanzsystem gefragt. Hier wäre nun zu zeigen gewesen, dass sich das Wesen des Geldes gründlich verändert hat: Aus einem „allgemeinen Äquivalent“, einer „allgemeinen Ware“ (Begriffe bei Marx) ist ein Arbeitszertifikat geworden.1 Für Busch dagegen ist „Geld […] selbst Geld“ geworden, und er fragt anstatt nach dessen Wesen nach seiner „Substanz“. Diese sei ein „Nichts“, und „die knappheitstheoretisch fundierte keynesianische Theorie“ erlaube, „das Geld als ‚Nicht-Gut‘ zu begreifen“. Müsste die Frage nicht lauten: Was hat dieses neue, vom Gold völlig unabhängige Geld nun, im einundzwanzigsten Jahrhundert, mit der Arbeit als dem Wert bildenden Element der gesellschaftlichen Produktion zu tun?
Mittwoch, 5. Februar 2014
Scheitern an der Lüge
Von
Heerke Hummel
(Erschienen in: "Das Blättchen", Nr. 3/2014 - www.das-blaettchen.de)
(Erschienen in: "Das Blättchen", Nr. 3/2014 - www.das-blaettchen.de)
Da erhält im Juli 1948 ein achtzehnjähriger
Flüchtlingsjunge aus Breslau an der Oberschule Dresden-Ost von seiner
Russischlehrerin ein Buch als „Prämie für fleißiges Lernen in der Klasse 9s“.
Dessen Titel: „W. G. Korolenkos Leben“, von A. Dermann, eine Übersetzung aus
dem Russischen und 1947 im Verlag der Sowjetischen Militäradministration
erschienen. Ein paar Seiten liest der Junge darin, dann legt er das Buch zur
Seite und vergisst es. Er hat andere, Nachkriegssorgen, die sich um den persönlichen
Lebensunterhalt drehen. Doch gute vier Jahrzehnte später, als das
Bundesgesetzes „Rückgabe vor Entschädigung“ ihn zum wohl letzten Wohnungswechsel
zwingt, fällt ihm beim Umzug der „Korolenko“ wieder in die Hand. Der Name wird
ihm ein Begriff, und als er zufällig irgendwo auf dessen autobiografisches Werk
„Die Geschichte meines Zeitgenossen“ stößt, greift er zu. Zur größten
Überraschung darin werden ihm die klein gedruckte Bemerkung „Aus dem Russischen
übersetzt und mit einer Einleitung versehen von Rosa Luxemburg“ sowie am Ende
der Einleitung der Hinweis „Geschrieben im Strafgefängnis Breslau, im Juli
1918. R. Luxemburg“.
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