Dienstag, 22. Oktober 2002

Von der DDR-Wirtschaftswissenschaft verkannt

Marx' Auseinandersetzung mit der Tauschbank und dem Stundenzettel der Saint-Simonisten sowie seine Kritik des Gothaer Programms

(erschienen in "DeutschlandArchiv", Zeitschrift für das vereinigte Deutschland, Heft 5/2002)

Eines der grundlegenden Postulate sozialistischer Wirtschaftstheorie in der DDR und den anderen Ländern des Realsozialismus war die These von der sozialistischen Warenproduktion, wonach die Beziehungen zwischen den volkseigenen Betrieben wie überhaupt die Beziehungen zwischen den selbständigen Wirtschaftseinheiten, also auch den genossenschaftlichen und privaten Betrieben, den Charakter sozialistischer, weil planmäßig gestalteter, Warenbeziehungen haben sollten.

Wohl wissend, daß Marx und Engels in dieser Frage ganz anderer Auffassung waren, wurde behauptet - so nicht nur die damalige offizielle Lehrmeinung, sondern die Darstellungen in der gesamten sozialistischen Wirtschaftsliteratur -, die "Klassiker" hätten sich in dieser wichtigen Frage geirrt, hätten die Praxis nicht voraussehen können. Dies war um so weniger zu verstehen, als ja Karl Marx in seinen Grundrissen der Kritik der Politischen Ökonomie, in der Auseinandersetzung mit den Saint-Simonisten und der von ihnen vorgeschlagenen Tauschbank, ein Wirtschaftssystem als Konsequenz jener utopischen Vorstellungen karikierte, welches bei kritischer Betrachtung der Realität genau dem entsprach, was in den Ländern des Sozialismus nicht nur gelehrt, sondern auch praktiziert wurde, wie die folgenden Auszüge leicht erkennen lassen:

Montag, 6. Mai 2002

Wann wird Marx - nun vom Kapital - wiederentdeckt?

Ein Widerspruch zu dem österreichischen Schriftsteller Robert Menasse, der in einem "ND"-Interview - 6. Mai 2002 - meinte, Karl Marx sei, genau entgegengesetzt zu seiner eigenen Zielstellung, zum Retter des Kapitalismus und Totengräber des Sozialismus geworden. - Im Gegenteil, man wird sich noch auf den letzten Klassiker der ökonomischen Theorie besinnen!

Freitag, 16. Februar 1996

Markt- und Planwirtschaft - eine vernünftige Synthese

Leserbrief, Bezug nehmend auf „Neues Deutschland“, v. 16.2.96, S. 9
(Diskussion mit Gerhard Schürer)
War nicht spätestens 1989/90 mit dem totalen Zusammenbruch nicht nur der DDR, sondern der Planwirtschaft in ganz Osteuropa und der Sowjetunion klar, daß der Sozialismus nie eine Chance gehabt hatte, den Wettbewerb mit dem Kapitalismus zu gewinnen? Sollten überall nur die Personen nichts getaugt haben, wie Frau Cornelsen meint?

Sonntag, 22. Oktober 1989

Bäume, die in Träumen wachsen

Am 19. Januar 1989 dem „Eulenspiegel" angeboten

Also een Wetta is det wieda mal! Und inne Zeitung schreiben se wat von Zwischenhoch und heiter bis wolkich. Wenn ick da so außn Fensta kieke, möchte ick ja fast trübsinnig werden! Aber war Jutet hat et eben ooch, saacht meene Frieda: Man kann so herrlich auspennen. Und for de Landwirtschaft soll et ja ebenfalls jut sinn. Muss ne Bombenernte werden. Also bei de Kiefa hier vor meen Fensta kann ick reneweg zukieken, wie et da wachsen dut.

Apropos wachsen: Kommt doch meen Bengel neulich auße Schule und flennt. N Uffsatz ham se uffjekriegt. Er weeß nich, watta schreiben soll. Thema: „Det Leistungswachstum in unsre Republik zum Wohle des Menschen“. „…und zu Ehren des 40. Jahrestachs“, hab ick erjänzt. Na, det möchte ja wohl sinn, nich wahr. Soviel hab ick doch nun schon dem Studium von unsre Presse entnommen. Ick weeß, woruff et ankommt in die ideologische Arbeet. Und is denn een Uffsatz etwa nich ooch n Fantasieprodukt wie det, wat hier inne Zeitung steht? Jedenfalls kann meen Filius nich frühjenuch lernen, de Akzente richtich zu setzen!

Reale Utopie und utopische Realität

Eine der Hauptursachen für die ungenügende ökonomische Leistungsentwicklung der sozialistischen Staaten in der Vergangenheit dürfte darin liegen, dass mit der Gestaltung und Abrechnung des gesamtgesellschaftlichen (nationalen) Reproduktionsprozesses als planmäßiger Austauschprozeß zwischen sozialistischen Warenproduzenten die sozialistische Gesellsohaft über kein hinreichend exaktes ökonomisches Instrumentarium verfügt, um den gesellschaftlichen Arbeitsaufwand zu erfassen, das gesellschaftliche Arbeitsvermögen ökonomisch effektiv einzusetzen und die Produzenten dementsprechend zu stimulieren.

Was kann unser Geld?



1989: Kritik der nach dem Mauerfall  wie Pilze aus dem Boden schießenden Reformvorschläge, die Wirtschaft der DDR "wieder vom Kopf auf die Füße zu stellen".

Geld soll im Zuge der Wirtschaftsreform nun wieder (oder erstmals) den Stellenwert einnehmen, der ihm zukommen muß, damit eine sozialistische Volkswirtschaft gut funktioniert, effektiv arbeitet, das Leistungsvermögen der Gesellschaft vollständig mobilisiert. In der Vergangenheit kam es zur Unterbewertung des Kosten-Nutzen-Denkens. Damit verbunden war, dass die Banken nicht genügend aktiv waren bei der Gestaltung der ökonomischen Prozesse in unserem wie auch in den anderen sozialistischen Ländern. Professor Tannert beschrieb das ausführlich im „horizont“ (Nr. 12/89). Und er stellte dort fest, dass diese Seite sozialistischen Wirtschaftens, nämlich das Geldwesen, am wenigsten beherrscht wird. Schlussfolgerung: Formierung neuer Bankstrukturen, Einführung eines zweistufigen anstelle eines einstufigen Banksystems durch Trennung von Emissions- und Geschäftsfunktion. Bei der Staatsbank der DDR will man gleich, so die Abteilungsleiter Edgar Most (49) und Dr. Friedhelm Tuttlies (59) in der „NBI“ (Nr. 50/89), „die Wirtschaft wieder vom Kopf auf die Füße stellen“ und „Schluß mit einer Überzentralisierten Kommandowirtschaft“ machen, „in der die Leitung der materiellen Prozesse dominierte und das Geld eine sekundäre Rolle spielte.“

Steuerung über Finanzen? 
Da nimmt nun die Gefahr reale Gestalt an, dass wir von einem Extrem ins andere fallen.

Samstag, 22. Oktober 1988

Währungs- oder Wirtschaftsreform?



Bemerkungen zu dem Artikel von Prof. Dr. Michail Burlakow „Welche Währungsreform ist die richtige?“, in: „Neue Zeit“, Moskau, Nr. 35/1988. Sie sind auch heute, in der Welt des 21. Jahrhunderts noch aktuell.


M. Burlakow stellt die Dinge auf den Kopf, wenn er am Schluß seines Artikels schreibt: „Eine neue Weltwährungsordnung kann erst dann effektiv sein, wenn sie die Laster der Dollarordnung aufgibt und die Schleusen der ökonomischen Zusammenarbeit weit vor der Weltwirtschaft öffnet.“ Der ganze Artikel ist von der Auffassung durchdrungen, mit einer besseren, „gerechteren“ Weltwährungsordnung könne eine Lösung der Probleme in den internationalen Wirtschaftsbeziehungen wie Unterentwicklung von Ländern der „Dritten Welt“, Tilgung ihrer Auslandsschulden, Einbeziehung dieser Länder in die wissenschaftlich-technische Revolution, Lösung ökologischer Probleme usw. erreicht werden. Umgekehrt: Die kooperative Zusammenarbeit zur Bewältigung derartiger Sachfragen ist Voraussetzung für ein funktionierendes Weltwährungssystem, welches durch vollständige oder teilweise Demonetisierung des Goldes und Schaffung einer künstlichen, kollektiven internationalen Währung gekennzeichnet ist. Stabilität und Sicherheit in den Währungsbeziehungen setzt Stabilität und Sicherheit Wirtschaftsbeziehungen im allgemeinen voraus, die entsprechende sachliche Abstimmungen erfordern und mit demgemäßer Aufgabe von (nationaler) Souveränität verbunden sind. 

In dem Maße, wie die einzelnen Länder, respektive Wirtschaftspartner, ihre Souveränität nicht aufzugeben bereit sind, sich nicht einem gemeinsamen Willen (Plan) unterordnen, bzw. überhaupt einen solchen zu erstellen nicht in der Lage sind, erhöht sich mit der gegenseitigen Abhängigkeit das Risiko disproportionaler Entwicklungen, von Störungen und Krisen, Verlusten, welche von der Gemeinschaft nicht gleichermaßen getragen werden, sondern in der Regel die ökonomisch schwächsten Partner am meisten treffen. Eben daraus resultiert doch, daß das Gold seine Funktion als Weltgeld, wie Burlakow bemerkt, nicht verliert. Es ist ein echtes, wertbeständiges al1gememeines Äquivalent, repräsentiert nicht nur Reichtum, sondern ist selbst Reichtum, vergegenständlichte gesellschaftlich notwendige Arbeit, ein Faustpfand in dar Welt der Waren. Die Frage nach der Rolle des Goldes als Geld - im nationalen wie im internationalen Rahmen - reduziert sich doch immer auf das gleiche Problem: Wie sicher und stabil ist der Mechanismus der Wirtschaftsbeziehungen, welche dieser zu vermitteln hat? Jede künstliche Währung – das nationale Papiergeld nicht weniger als das internationale Buchgeld – vermag die reale Geldware (Gold) so gut oder so schlecht zu ersetzen, wie es die ökonomischen Verhältnisse erlauben. Allgemeine Anerkennung dieser Währung und Vertrauen in sie sind Bedingungen beziehungsweise Ausdruck ihrer Fähigkeit, die Beziehungen zwischen den Wirtschaftspartnern zu vermitteln. Je mehr dabei das Gold in den Hintergrund tritt beziehungsweise treten soll, um so stärker ist beziehungsweise muß das Vertrauen sein, welches die Partner dem Goldersatz, dem Kunstgeld und dem ganzen Mechanismus der Zusammenarbeit entgegenbringen.
Bezogen auf den RGW heißt das, die kollektive Währung, der transferable RubeI, kann den an ihn gestellten Ansprüchen nur in dem Maße genügen, wie die nationalen Wirtschaften der einzelnen Mitgliedländer des RGW in sich und untereinander bilanziert sind, sich harmonisch entwickeln - entsprechend den Möglichkeiten und Erfordernissen der Produktivkräfteentwicklung. Ein gut funktionierender transferabler Rubel setzt eine sinnvoll abgestimmte, harmonische und garantierte Wirtschaftsentwicklung im RGW-Bereich voraus. Er wird diese aber niemals aus sich heraus hervorbringen - auch wenn man ihn noch so konvertibel macht (ich halte daher die zunehmenden Forderungen, den RGW in erster Linie durch finanztechnische Maßnahmen zu aktivieren, denen der Artikel von Burlakow Vorschub leisten dürfte, für außerordentlich irrig). - Es sei denn, man machte ihn in Gold konvertierbar. Aber das wäre das Ende des transferablen Rubels und der Ruin der RGW-Länder, die sich dann auf Gedeih und Verderb, jedes einzeln, den Gesetzen des kapitalistischen Weltmarktes auslieferten, indem sie auch die Beziehungen untereinander auf quasi dasselbe Prinzip stellten. Denn Gold als Geldware bedeutet Verzicht auf jegliche kollektive Zwecksetzung und gewährleistete Sicherheit durch gemeinsame Absprachen oder Autoritäten der Wirtschaftspartner, weil das Gold als "der Reichtum schlechthin" keine Autorität neben oder über sich duldet.
Garantien für eine harmonische und stabile Wirtschaftsentwicklung im RGW-Bereich als Ganzes und im gemeinsamen Interesse setzen aber nicht nur großen Sachverstand für die Planung und Leitung des großen, gemeinsamen Reproduktionsprozesses als Ganzes voraus, sondern auch die Aufgabe nationaler Borniertheit und Souveränitäten. Dabei gibt es gewiß nicht nur ein „Entweder - Oder", sondern auch ein „Sowohl als auch“. Der multinationale Wirtschaftskomplex der UdSSR hat in der Vergangenheit die negativen Folgen einer Überzentralisation bei Verletzung des Leistungsprinzips deutlich werden lassen. Doch auch das Wirtschaften der einzelnen RGW-Länder auf eigene Faust, das seit Ende der 70er Jahre sogar von dem Motto geprägt zu sein schien "Rette sich wer kann!", war meines Erachtens weder dazu angetan, die dem Sozialismus innewohnenden Potenzen zu entfalten noch mit der technologischen Entwicklung in der Welt Schritt zu halten. Die nationale Eigenbrötelei mangels besserer, kollektiver Konzepte und eines besseren sowjetischen Vorbildes hat uns viel Zeit und Kraft gekostet.
Eine gravierende Beschleunigung des technischen Fortschritts, der ökonomischen Leistungssteigerung, der Erhöhung des Lebensniveaus der Menschen in den RGW-Ländern dürfte unmöglich sein, wenn wir uns nicht zu tiefgreifenden Umgestaltungen im System der ökonomischen Zusammenarbeit der RGW-Länder entschließen. Doch kann meines Erachtens der Anfang dazu nicht auf Währungspolitischem Gebiet liegen. Wir sind keine Gemeinschaft privater Warenproduzenten, deren Produktionsziel der Profit ist und deren Zusammenarbeit durch das Wertgesetz über den Mechanismus von Angebot und Nachfrage geregelt wird. Organisierte Produktion und Verteilung und darauf beruhende Leitung des Reproduktionsprozesses ist heute schon ein Merkmal der Arbeit großer kapitalistischer Konzerne. Unter unseren Bedingungen des gesellschaftlichen Eigentums an den Produktionsmitteln ist sie eine Bedingung für rationelles, effektives Wirtschaften. Entgegengesetzte Vorschläge widersprechen nicht nur der Logik der marxistischen Wirtschaftstheorie, sondern auch den internationalen Trends in den höchstentwickelten Ländern.
Eine Umgestaltung der ökonomischen Zusammenarbeit im RGW müßte sicherlich beinhalten:
·                     Eine weitere Demokratisierung der Wirtschaftsbeziehungen der RGW-Länder;
·                     eine unbedingte Durchsetzung des Leistungsprinzips auf der Grundlage objektiver Kriterien ökonomischer Effektivität;
·                     die Formulierung eines gemeinsamen wirtschaftspolitischen Ziels und einer gemeinsamen ökonomischen Strategie zu seiner Erreichung;
·                     eine dem entsprechende schrittweise Aufgabe nationaler Souveränität und Angleichung der nationalen Wirtschaftsmechanismen.
Das heißt, wir müssen uns gemeinsam über die notwendigen sachlichen Prozesse der Reproduktion - von der Produktion bis zur Konsumtion - in der Gesamtwirtschaft des RGW klar werden und verständigen und zu verbindlichen Festlegungen kommen, deren Einhaltung garantiert ist. Die dazu erforderlichen finanztechnischen Voraussetzungen sind mit dem transferablen Rubel bereits weitgehend gegeben beziehungsweise leicht zu schaffen, wozu gewiß auch eine wesentliche Erweiterung seiner Konvertierungsmöglichkeiten und überhaupt eine bedeutende Vereinfachung des ganzen Finanzmechanismus im RGW gehört, bis hin zu spürbaren, die Integration stimulierenden Erleichterungen für die Menschen im privaten Reiseverkehr. Denn anders als durch die eigene prktische Erfahrung wird sich kein gemeinsames Problembewusstsein der Völker von der gegenseitigen Abhängigkeit und den gemeinsamen Interessen herausbilden. Ohne ein solches gemeinsames Bewusstsein wird es keine echte ökonomische Integration unserer Länder geben.
Vor der prinzipiell gleichen Aufgabe steht jede internationale Wirtschaftsgruppierung, die sich anschickt, mit Hilfe einer künstlichen Währung eine harmonische regionale Wirtschaftsentwicklung zu gewährleisten. Denn das Außerkraftsetzen des Goldes, die Abkehr von ihm als Vermittler der Wirtschaftsbeziehungen (egal ob im nationalen oder internationalen Maßstab) bedeutet nichts anderes als den Versuch, die elementaren Kräfte des Marktes zu bändigen und sie mehr oder weniger der gesellschaftlichen Kontrolle zu unterwerfen. Entsprechende Ideen reichen weit in die Geschichte zurück. Erwähnt sei in diesem Zusammenhang das Modell einer Tauschbank, welches der französische kleinbürgerliche Ökonom Proudhon Mitte des 19. Jahrhunderts entwarf. Es ist deshalb von besonderem Interesse, weil Karl Marx mit seiner Kritik an dieser Theorie schon seinerzeit eine prinzipielle Auseinandersetzung zu dem Thema „Künstliche Währung“ führte und eigentlich eine allgemeine Lehre vermittelte, die bisher allerdings als solche kaum verstanden wurde.
Bekanntlich wollte Proudhon die Gebrechen der „freien Marktwirtschaft“ überwinden, ohne das Privateigentum an den Produktionsmitteln aufzuheben. Und er schlug die Bildung einer staatlichen Behörde vor, einer Tauschbank, welche den Produktenaustausch der privaten Produzenten mittels eines von dieser Bank herausgegebenen künstlichen Geldes vermitteln sollte, welches den Wert der Produkte unmittelbar in Arbeitszeiteinheiten zum Ausdruck zu bringen hätte und selbst nichts anderes als ein „Stundenzettel" wäre.
Marx hat in seiner Schrift „Grundrisse der Kritik der Politischen Ökonomie“ nachgewiesen, dass eine solche Bank der allgemeine Käufer und Verkäufer wäre und statt der „Stundenzettel“ ebenso gut irgendwelche Noten herausgeben oder einfach Konten für alle „Kunden“ führen könnte. Und er kommt zu dem Schluß, dass eine solche Bank entweder die despotische Regierung der Produktion und Verwalterin der Distribution wäre oder nichts anderes „als ein board, was für die gemeinsam arbeitende Gesellschaft Buch- und Rechnung führte.“
Jede tatsächliche Demonetisierung des Goldes, sein Ersatz durch Papier- oder Buchgeld welcher Art auch immer - im nationalen oder internationalen Verkehr - ist eine Folge der Vergesellschaftung der Produktion und ein Zeichen mehr oder weniger großen Vertrauens der Kooperations- und. Handelspartner in die Stabilität und Sicherheit der gemeinsamen Wirtschaftsbeziehungen und - darauf fußend – des künstlichen Geldes. Schwindet dieses Vertrauen, so setzt eine Flucht in reale Sachwerte ein, vor allem ins Gold.
Eine unbedingte Garantie für ökonomische Stabilität und Sicherheit kann es unter den Bedingungen des Privateigentums an Produktionsmitteln bzw. des nationalen Eigentums (oder besser: des eingeschränkten gesellschaftlichen Eigentums – Gruppeneigentums) nicht geben. Deshalb setzt jede Demonetisierung des Goldes, jeder Rückgriff auf irgendwelche künstlichen Währungen die Schaffung von Sicherheitsgarantien voraus, bzw. erfordert diese, - durch die Staatsmacht im nationalen bzw. internationalen Rahmen (denkbar zum Beispiel in Form eines internationalen Gerichtshofes, dessen Entscheidungen sich alle Partner zu unterwerfen hätten) und Aufgabe entsprechender privater respektive nationaler Souveränitäten. Dabei geht es natürlich nicht um die Staatsgewalt an sich, sondern um die Fähigkeit – ausgehend von den Bedürfnissen der Gemeinschaft -, in ihrem Interesse wirtschaftsleitende Maßnahmen durchzusetzen. Die dazu möglichen und erforderlichen finanztechnischen Instrumentarien leiten sich aus den sachlichen Bedingungen der ökonomischen Zusammenarbeit ab, die selbst wieder dem Einfluß der Produktivkräfte unterliegen.
Daß die internationale Tendenz immer stärker vo zunehmend bewusster , planmäßiger Gestaltung des Reproduktionsprozesses bestimmt wird – bedingt durch den Einsatz ungeheurer wissenschaftlich-technischer und ökonomischer Mittel, zunehmende Langfristigkeit zu treffender Entscheidungen oder zunehmende gesellschaftliche Zwecksetzung in Bezug auf solche Problemfelder wie Ökologie, Überwindung der Unterentwicklung, soziale und kulturelle Gesichtspunkte und so weiter -, ist unübersehbar. Eines von vielen Beispielen dafür liefern die multinationalen Konzerne der Automobilindustrie mit ihren internationalen Absprachen über Kooperation.
Nicht eine neue Weltwährungsordnung muß also, um noch einmal Professor Burlakow zu zitieren, „die Schleusen der ökonomischen Zusammenarbeit weit vor der Welt öffnen“, sondern eine ökonomische Zusammenarbeit nach neuen Prinzipien und Methoden kann und muß eine neue Weltwährungsordnung ermöglichen und begründen. Der RGW hat dafür die Richtung gewiesen – wenn auch noch nicht das Ziel. Denn sowohl sein Mechanismus der Leitung und Planung der ökonomischen und wissenschaftlich-technischen Zusammenarbeit als auch sein finanztechnischer Apparat sind im höchsten Maße entwicklungsbedürftig.