Donnerstag, 5. Januar 2017

Zurück zu Keynes?



Von Heerke Hummel
(Erschienen in: „Das Blättchen“, Nr. 1/2017 - http://das-blaettchen.de/2016/12/zurueck-zu-keynes-38495.html)
Offenbar weil Politik und Wirtschaftswissenschaft keine plausiblen Antworten auf brennende Tagesfragen mehr zu geben vermögen, haben Kabarettisten sich mehr und mehr der Sache angenommen - dabei nicht nur die Lachmuskeln ihrer  Zuschauer reizend. Vielfach führen sie mit dem aufgedeckten Unsinn des Handelns von Politik und Finanzwirtschaft den Ernst der Lage vor Augen, in der sich die Welt befindet. Wenigstens sie haben die Bodenhaftung noch nicht verloren. Nun hat es sich mit Ulrike Herrmann zu wiederholtem Male eine Journalistin zur Aufgabe gemacht, aufzuklären. Mit ihrem Buch für die Studierenden der Ökonomie, wie sie es nennt, will sie den Leser „das Abenteuer Kapitalismus“ erfahren lassen. Und das könne am besten, wer „seine klügsten Theoretiker kennt. Also Smith, Marx, Keynes.“ Der Titel des Buches, „Kein Kapitalismus ist auch keine Lösung“, ist einerseits ironisch gemeint. Denn er zielt auf die mathematisierte Mainstream-Ökonomie mit ihren Wachstumsmodellen, die so tut, als könne man sich in die heile Welt der kleinen Wochenmärkte zurückziehen, wo nur Äpfel und Birnen gehandelt werden. Andererseits spielt der Artikel, so die Autorin, auch darauf an, „dass es nicht so einfach ist, den Kapitalismus abzuschaffen“. Denn er sei „ein totales System, das nicht nur die Wirtschaft, sondern alle Lebensbereiche durchdringt.“